PSYT030 Grandiose Liebesdienste

Am „Vorabend der Apokalypse“ drehte sich diesmal alles um die Liebe; zu sich selbst und zu anderen.

Das psychologische Einstiegsthema waren Borderline und Narzissmus, beziehungsweise die Borderline-Persönlichkeitsstörung und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Welche Eigenschaften machen diese Störungen aus? Wie unterscheiden sich die beiden diagnostischen Standardwerke ICD und DSM in der Einordnung? Warum können Menschen, die sich selbst verletzen, Borderliner sein, müssen es aber nicht? Wie sind Persönlichkeitstest wie das Borderline-Persönlichkeits-Inventar (BPI) konstruiert, und was sagen sie aus? Warum sollten Persönlichkeitsstörungen bei Menschen unter 21 Jahren eigentlich nicht diagnostiziert werden? Welche Typen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung gibt es? Wo kann es zur Komorbidität mit Borderline kommen, und wo vielleicht zu einer Verwechslung? Zwischendurch berichtet Sebastian auch von realen Fällen aus seiner gutachterlichen Praxis, und es wird wieder einmal die mangelnde psychotherapeutische Versorgung in Deutschland beklagt.

Luise Bergmann (Foto: Vanessa Wälzer)
Zu Gast: Luise Bergmann*

Im Hauptteil ging es dann mit Gast Luise Bergmann um Online-Partnerbörsen. Luise ist Designerin und hat sich im Rahmen ihrer Master-Arbeit mit der Geschichte, Gestaltung (User Experience, UX) und Praxis von Online-Partnerbörsen auseinandergesetzt. Sie hat sich bei 50 der rund 2.500 deutschen Plattformen angemeldet und Interviews mit Nutzern zu ihrem Verhalten und Erleben der Online-Partnersuche geführt.

Zwei lockere und informative Stunden wurde gesprochen u.a. über die Bandbreite an verschiedenen Partnerbörsen und das Dating-Verhalten ihrer Nutzer, über die Vor- und Nachteile einer größeren Auswahl an potenziellen Partnern, über Persönlichkeitsprofile und Matching-Algorithmen sowie über das Phänomen des „Ghostings“.

Daneben ging es auch um Renate Bergmann, den Ashley-Madison-Hack, um Fake-Accounts und Bots, um die optimale Gestaltung von Fotos in Partnerbörsen (bevorzugt von Köpfen), um neuro-atypische Menschen, um das Lisdoonvarna Matchmaking Festival, um den Effekt von Schlaf auf die Zufriedenheit mit der Ehe sowie den Trainingseffekt von Partnerbörsen für Bewerbungsgespräche.

Hier die in der Sendung erwähnte Literatur zum Thema:

Und hier die beiden aktuellen Veröffentlichungen von Psychotalkern:

Die Patreon-Seiten der drei Psychotalker findet Ihr übrigens hier: AlexanderSebastianSven.

*Fotografin: Vanessa Wälzer

Kommentare

4 Antworten zu „PSYT030 Grandiose Liebesdienste“

  1. Avatar von Martin

    Am interessantesten waren die Erzählungen und Literaturtipps von Fr. Bergmann.

    Hörenswert, aber insgesamt war das eine relativ schwache Folge. Daran ist vor allem die konfuse Diskussionsführung schuld. Meine Herren, ein bisschen weniger abschweifen hätte diese kurzen Stocker zwischen drinnen vl. verhindert.

    BTW: Ich bin jedesmal wieder überrascht wie herrlich sympathisch unsympathisch Bartoschek seine Sprüche raushaut. Gefällt mir.

  2. Avatar von Marc Landolt

    Hallo

    In wie fern kommen heute moderne Dinge wie Topic Modelling für Diagnostik zum Zuge?
    http://www.cs.jhu.edu/~mdredze/publications/clpsych15_self_reports.pdf (Seite 6)

    Die Infrastruktur wäre ja schon vorhanden denn so suchen auch die Geheimdienste nach Terroristen, da könnte man das System doch auch für Diagnostik und ehrliches Helfen brauchen.

    Gruss
    Marc

  3. Avatar von Lilo
    Lilo

    Zu den 25% auf OK Cupid, die nicht single sind: das müssen nicht lügende Menschen sein. OK Cupid ist unter nicht-monogam lebenden Personen sehr verbreitet. Entsprechend handelt es sich dann nicht um Betrug, sondern um einvernehmlich ablaufendes Verhalten.

  4. Avatar von Katie Kevala

    Guten Tag!
    Ich habe schon einen Kommentar zur Folge 31 auf YouTube hinterlassen.
    Nun habe ich mir auch diese Folge angehört. Die Interpretation des 2. Kriteriums für Borderline „Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.“ hat mich erstaunt.
    Ich hatte das bisher so verstanden, dass der „Borderliner“ seine Mitmenschen teils anhimmelt und auf ein Podest stellt und im nächsten Moment hasst und verabscheut und nicht, dass sich diese Wankelmütigkeit/ dieses schwarz/weiß Denken auch auf sich selbst bezieht.
    Aber das liegt natürlich nahe.

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