Am „Vorabend der Apokalypse“ drehte sich diesmal alles um die Liebe; zu sich selbst und zu anderen.
Das psychologische Einstiegsthema waren Borderline und Narzissmus, beziehungsweise die Borderline-Persönlichkeitsstörung und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Welche Eigenschaften machen diese Störungen aus? Wie unterscheiden sich die beiden diagnostischen Standardwerke ICD und DSM in der Einordnung? Warum können Menschen, die sich selbst verletzen, Borderliner sein, müssen es aber nicht? Wie sind Persönlichkeitstest wie das Borderline-Persönlichkeits-Inventar (BPI) konstruiert, und was sagen sie aus? Warum sollten Persönlichkeitsstörungen bei Menschen unter 21 Jahren eigentlich nicht diagnostiziert werden? Welche Typen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung gibt es? Wo kann es zur Komorbidität mit Borderline kommen, und wo vielleicht zu einer Verwechslung? Zwischendurch berichtet Sebastian auch von realen Fällen aus seiner gutachterlichen Praxis, und es wird wieder einmal die mangelnde psychotherapeutische Versorgung in Deutschland beklagt.
Im Hauptteil ging es dann mit Gast Luise Bergmann um Online-Partnerbörsen. Luise ist Designerin und hat sich im Rahmen ihrer Master-Arbeit mit der Geschichte, Gestaltung (User Experience, UX) und Praxis von Online-Partnerbörsen auseinandergesetzt. Sie hat sich bei 50 der rund 2.500 deutschen Plattformen angemeldet und Interviews mit Nutzern zu ihrem Verhalten und Erleben der Online-Partnersuche geführt.
Zwei lockere und informative Stunden wurde gesprochen u.a. über die Bandbreite an verschiedenen Partnerbörsen und das Dating-Verhalten ihrer Nutzer, über die Vor- und Nachteile einer größeren Auswahl an potenziellen Partnern, über Persönlichkeitsprofile und Matching-Algorithmen sowie über das Phänomen des „Ghostings“.
Daneben ging es auch um Renate Bergmann, den Ashley-Madison-Hack, um Fake-Accounts und Bots, um die optimale Gestaltung von Fotos in Partnerbörsen (bevorzugt von Köpfen), um neuro-atypische Menschen, um das Lisdoonvarna Matchmaking Festival, um den Effekt von Schlaf auf die Zufriedenheit mit der Ehe sowie den Trainingseffekt von Partnerbörsen für Bewerbungsgespräche.
Hier die in der Sendung erwähnte Literatur zum Thema:
- Paul Eastwick; Eli Finkel; Benjamin Karney; Harry T. Reis; Susan Sprecher (2012). Online dating: A critical analysis from the perspective of psychological science.
- Dan Slater (2013). Love in the time of algorithms: What technology does to meeting and mating.
- Christian Rudder (2014). Dataclysm: Who we are (when we think no one’s looking).
- Blog von OKCupid
- Bauers, Nadine (2016). Psychologische Aspekte der Liebe: Neuere Befunde.
Und hier die beiden aktuellen Veröffentlichungen von Psychotalkern:
- Sebastian Bartoschek; Alexander Waschkau; Luisa Rieland (2017). Kleine Psychologie der Fake-News.
- Sebastian Bartoschek; Fabian Dombrowski; Stephanie Dreyfürst (Hrsg.) (2017). H. P. Lovecraft: Gegen die Religion.
Die Patreon-Seiten der drei Psychotalker findet Ihr übrigens hier: Alexander, Sebastian, Sven.
*Fotografin: Vanessa Wälzer
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