Schlagwort: trigger

  • PSYT034 Content-Warnung-Warnung

    Nach längerer Sendepause ging es diesmal im wesentlichen um drei Themen, die alle jeweils eine Stunde lang behandelt wurden. Den Einstieg machten die Ansätze von Bundesgesundheitsminister zur Reform der psychotherapeutische Betreuung und der Ausbildung zum Psychotherapeuten. Während beides grundsätzlich zu begrüßen ist, gehen die nun vorgelegten Konzepte aus Sicht der Psychotalker – und vieler anderer Betroffener – in die falsche Richtung. Vielleicht lässt sich Herr Spahn oder einer seiner Staatssekretäre in einer späteren Sendung ja mal auf eine Diskussion ein. In der zweiten Stunde schilderte Alexander seine Erfahrungen mit Content- bzw. Trigger-Warnungen in Sozialen Medien, insbesondere bei Mastodon. Wie sieht die Praxis aus? Was soll die Warnungen aus Sicht ihrer Verfechter bewirken? Was hat das mit Traumata und PTSB zu tun? Warum sind solche Warnungen aus psychologischer Sicht fragwürdig? Und gibt es wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit? Den Abschluss bildete eine Diskussion der sogenannten Replikationskrise: Was ist davon zu halten, dass sich die Ergebnisse vieler (v.a. sozial-)psychologischer Studien nicht reproduzieren lassen? Erwähnt werden hierbei sowohl klassische Studien wie das Stanford Prison Experiment (1971) oder die „Münzstudie“ von Bruner & Goodman (1947), als auch Phänomene wie der „publication bias“, das „p-hacking“ oder die Anwendung von Meta-Analysen.

  • PSYT024 Posttraumatische Batman-Störung

    Die erste Sendung des Jahres 2016 hatte mit zwei Gästen und über drei Stunden Sendezeit viel zu bieten. Im psychologischen Einstiegsthema ging es um Traumata. Dabei wurden die drei Psychologen tatkräftig unterstützt von David Grade: Diplom-Pädagoge, angehender systemischer Jugendpsychotherapeut, und täglich im Einsatz in der psychiatrischen Ambulanz der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln. Was ist ein psychisches Trauma, wie reagieren die meisten darauf, und ab wann sind Reaktionen aus psychiatrischer Sicht relevant? Das Gespräch drehte sich um Akute Belastungsreaktionen und die (hoffentlich eintretende) Salutogenese, vor allem aber um mögliche Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Wie hilft uns unsere Psyche mit Aufmerksamkeitsfiltern bei Traumata, und wo können sie Probleme verursachen? Was sind Trigger, Intrusionen und Hypervigilanz? Welche Arten von Traumata lösen besonders häufig eine PTBS aus, wie ist die Störung definiert, und warum hat David ein Problem damit? Schließlich ging es natürlich auch um die Frage, wie eine PTBS therapiert werden kann, und ob Computerspiele wie Tetris oder die seltsam anmutende Praktik EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) helfen können. Zum Hauptthema der Sendung – Comic-Helden – stieß die Kölner Comickünstlerin Sarah Burrini mit dazu. Sarah ist vor allem bekannt durch ihren Webcomic Das Leben ist kein Ponyhof, sie gestaltet aber auch Buchcover wie für die Hoax-Files. Ihr könnt Sarah unter anderem über Patreon unterstützen. In der Sendung ist sie erst einmal in die Rolle von Batman geschlüpft, heldum sich von David daraufhin untersuchen zu lassen, ob dieser Comic-Held unter einer PTBS leidet – aber hallo! Mit dieser Diagnose war Davids Teil an der Sendung zwar vorüber, aber das Gespräch über den kaputten Batman und die Psychologie anderer Helden noch lange nicht. Die Gesprächsinhalte der zweiten Sendungshälfte drehten sich um das Verhältnis von Held, Bösewicht und Antiheld, um Jungsche Archetypen, um Comics als Metapher für die individuelle Selbstfindung, um Missbrauchsmuster bei Spiderman und den Werken von Alan Moore, um das Übermensch-Konzept von Nietzsche im Zusammenhang mit Magneto und schließlich um die Moralvorstellungen von Rorschach. Zu ernst? OK, es ging auch um die Verbindung von Batman zu Apfelchips, um so vertrauenswürdige Comic-Psychologen wie Harley Quinn, um Brustwarzen auf Superheldenkostümen, um SM-Elemente bei Wonder Woman, und um jahrhundertealten Tentakel-Sex in Mangas. Ganz nebenbei teilten Sarah und die drei Psychotalker auch miteinder, welche Comic-Helden sie selbst spannend finden. Ohne Anspruch auch Vollständigkeit wurden in der Sendung noch erwähnt: Die Abrafaxe, Batgirl, Catwoman, Constantine, Deadpool, die Digedags, Doctor Manhattan, Doctor Strange, Donald Duck, Flash, Green Arrow, Hellcat, der Hulk, der Joker, Loki, Nerdgirl, der Pinguin, Scarecrow, She-Hulk, Shawn, Two-Face, die Watchmen und die X-Men. Assemble!

  • PSYT016 Multiples Risiko

    War ja klar, dass es bei Themen wie Kernenergie und Gentechnik auch mal zu Kontroversen kommt, sogar bei unseren drei verträglichen Psychologen. Dieses Risiko war aber vorher absehbar und wurde angemessen gemanagt. Zum Einstieg ging es erst einmal um dissoziative Zustände, eine Gruppe psychischer Störungen, die sich durch das Auseinanderdriften von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen oder Körperempfindungen vom selbst wahrgenommenen Ich auszeichnen. Können wir Erinnerungen an Traumata wirklich vollständig verdrängen, und plötzlich lässt ein einzelner Reiz (trigger) alles wieder hervorbrechen? Gibt es so etwas wie die Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) wirklich, in denen Menschen vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten nebeneinander „beherbergen“, und wie unterscheidet sich das von der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS)? Was ist der Zusammenhang mit Trance-Zuständen, wie sie durch Riten oder Drogen (siehe auch Folge 12) hervorgerufen werden können, wie zum Beispiel im Schamanismus? Was ist mit angenommener Besessenheit, wie bei Werwölfen oder den Wendigo-Mythen der atlantischen Indianervölker? Gibt es überhaupt so etwas wie kulturspezifische psychische Störungen? Und wie unterscheidet sich Dissoziation von Schizophrenie (siehe Folge 14)? Im zweiten Teil ging es um das Thema Risiko. Hierzu hatten wir den Physiker und Unternehmensberater Dr. Holm Hümmler zu Gast, der Unternehmen bei der Einschätzung ihrer Risiken unterstützt. Was ist Risiko eigentlich, und wie unterscheidet sich das Verständnis des Begriffs in der Betriebswirtschaft und im Ingenieurwesen von unserem Alltagsverständnis? Warum sind wir Menschen so schlecht darin, Wahrscheinlichkeiten und Risiken einzuschätzen, und warum reagieren wir so schnell emotional? Wie beeinflussen unsere wahrgenommene Kontrolle, unsere Angst vor Verlusten, unser Vertrauen in Unternehmen, unsere Sorge um unsere Kinder, die Angst vor Künstlichem und Neuem, die Liebe zur Natur und die Medien unsere Risikowahrnehmung? Wir diskutierten kontrovers (aber freundlich) über unsere eigenen Ansichten zu Kernenergie und Gentechnik, über die vernachlässigten Krankheiten und die tödlichsten Tierarten. Wer mehr zum Thema lesen möchte, dem seien die Bücher von Gerd Gigerenzer und David Ropeik empfohlen.