Schlagwort: SPD
-
PSYT027 Faktenbasierter Populismus
Dies ist kein üblicher Psychotalk: Nach den politischen Ereignissen der letzten Monate und vor allem Tage konnten die drei Psychologen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Zusammen mit Alexanders Ehefrau Alexa wurde drei Stunden lang „Selbstgesprächstherapie“ betrieben: Wundenlecken in einer zunehmend verrückteren Welt. Reflektiert wurden (natürlich) der Brexit, der US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Clinton und Trump, und die Übertragbarkeit des erfolgreichen postfaktischen Populismus auf andere Länder. Welche Rollen spielen Emotionen wie Angst, Aggression und Hoffnung, und warum versagen reine Fakten? Warum sind Narrative so wichtig? Werden Rassismus und Sexismus wieder hoffähig? Und wie könnte man mit so etwas wie faktenbasiertem Populismus gegen all dies ansteuern? Diskutiert wurde auch über unsere eigenen Filterblasen (wie diese hier), unnötige Binnendiskurse (wie diesen hier), das zu akademische Reflektieren (wie dieses hier), die zukünftigen Militärausgaben der USA und Deutschlands, den Anschlag auf das deutsche Konsulat in Masar-e Sharif, den Literaturnobelpreis für Bob Dylan, den Tod von Leonard Cohen und die Erfolgsaussichten einer US-Präsidentschaftkandidatin Oprah Winfrey. In der zweiten Hälfte tauschten die vier Diskutanten zunächst ihre Meinungen zur anstehenden Bundespräsidenten- und Bundestagswahl aus: Welche Koalitionen sind wahrscheinlich, und wie erfolgreich werden vor allem AfD und FDP? Wird ein Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach dem dritten Wahlgang die Minderheitsregierung einer Bundeskanzlerin Frauke Petry durch Neuwahlen verhindern? Und dann die Fragen aller Fragen: Was jetzt tun? Welche Einflussmöglichkeiten haben wir überhaupt (außer Wählen und Gewählt-werden), angesichts unserer eingeschränkten persönlichen Reichweite, und warum sind Soziale Medien keine Lösung. Endgültige Antworten wurden hier sicher nicht gefunden, aber das gemeinsame Reden hilft zumindest für den Moment – und vielleicht auch Euch.
-
PSYT020 Mobbing Musikantenstadl
Vier Diplom-Psychologen und drei knackige Themen führten zu fast dreieinhalb Stunden Freitagabend-Gespräch – unsere bisher längste Sendung, und das ganz ohne Werbeblock und mit nur einer Pause! Nicht nur wegen zahlreicher Hörerfragen mussten wir uns zu Beginn Germanwings-Flug 4U 9525 widmen. Was ist über den Gesundheitszustand des Piloten überhaupt gesichert, wie werden die Themen Depression, Suizid und psychische Störungen in Medien, Politik und Gesellschaft „diskutiert“, und welche Konsequenzen sollte man aus der Tragödie sinnvollerweise ziehen? Ausgerechnet am Tag unserer Sendung forderte der „christlich-soziale“ bayrische Innenminister Joachim Herrmann ein Berufsverbot für psychisch Kranke, und „Sozial“-Demokrat Karl Lauterbach stieß ins gleiche Horn. Sebastian hat sich hierüber nicht nur in einem Artikel bei den Ruhrbaronen zu recht aufgeregt. Anstatt populistisch eine weitere Stigmatisierung von psychisch Kranken zu befördern, die ärztliche Schweigepflicht aufweichen zu wollen und 4 Millionen in Deutschland allein an Depressionen erkrankten Menschen mit Berufsverbot zu drohen, sollte sich die Politik deutlich mehr um den längst überfälligen Ausbau von Therapieplätzen und weiteren Unterstützungsangeboten kümmern. Lobend hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die sehr differenzierten Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Im zweiten Teil ging es um das Thema Mobbing. Hierzu hatten wir Nadine Pfeiffer zu Gast, Diplom-Psychologin, ehemalige Personalleiterin, und jetzt Business-Coach und Karriereberaterin in Köln. Sie hilft Mobbing-Opfern und -Tätern, die Mechanismen, die dem Mobbing zu Grunde liegen, zu erkennen und aus ihnen auszubrechen. Mit Nadine sprachen wir darüber, was Mobbing ist und warum es sich von einfachen Konflikten unterscheidet, was Menschen dazu motiviert zu mobben, wer zu Ihr kommt, wie sie helfen kann, und wo die Grenzen ihrer Arbeit zur Psychotherapie sind. Sebastian konnte einiges aus seinen Erfahrungen zu Mobbing unter Kindern beitragen, und auch Cybermobbing war ein Thema. Wie psychische Krankheiten ist Mobbing ein Thema, das viel häufiger ist als man meint, Betroffene sich oft nicht trauen, Hilfe zu suchen, und das viel mehr Aufmerksamkeit und Hilfsangebote verdient. Im letzten Teil ging es um Fernsehen. Wir diskutierten die sich wandelnden Sehgewohnheiten, weg vom klassischen Programm, und die Zunahme des Fernsehkonsums. Wir beschwerten uns über zu viel gebührenfinanzierten Boulevard im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, klärten Sebastian aber auf, dass das Musikantenstadl (leider) zum Sendeauftrag gehört. Natürlich ging es auch um Studien zur Wirkung von Fernsehkonsum auf Sprachentwicklung, Gewaltbereitschaft und Straffälligkeit.