Schlagwort: Kontrollwahrnehmung

  • PSYT036 Nach dem Brexit die Sintflut

    Endlich meldet sich der Psychotalk zurück, und dann auch noch mit dem heißen Thema Klima. Grund für die zwischenzeitliche Zwangspause waren aber keineswegs atmosphärische sondern persönliche und gesundheitliche Störungen der drei Psychologen. Entsprechend gesprächsfreudig geht es in der ersten Stunde zunächst um allerlei Themen: Ganz frisch im Gedächtnis sind der Brexit und die politischen Entwicklungen in Thüringen. In einer Nachfrage zur letzten Sendung gibt es ein paar Informationen zu polyphasischem Schlaf. Sebastian hat die Reform der Ausbildung der Psychotherapeuten weiter begleitet und berichtet über aktuelle Entwicklungen auf den Berufsstand und die unverändert schlechte Situation der Psychotherapie-Versorgung in Deutschland. Hierzu wird auch das Webportal psychotherapiesuche.de empfohlen. Allgemeiner werden Gesundheitskompetenz und ärztliche Leitlinien (wie auf awmf.org) diskutiert. Sven hat im letzten Jahr privat das Thema Elternschaft und Entwicklungspsychologie weiter beschäftigt, und er amüsiert sich über die Erfahrungen Mitleidender (wie im Familienbetrieb). Das bringt uns zu anderen altersgerechten Themen der Psychotalker: Abnehmen (mit herzlichen Grüßen an Nadja Hermann) und körperlicher Verfall bzw. Sport (u.a. bei Kieser). Nach einem passenden Exkurs zum Thema Körperbild und Prüderie geht die erste Stunde zu Ende. Den Beginn des Themas Klima und Klimawandel (genauer gesagt: der wissenschaftlich gesichert von Menschen verursachten Klimaveränderung) machen die Punkte Dissonanzreduktion, Dogmatismus und Extremismus, diskutiert wird aber auch der Sinn der bemannten Raumfahrt. Verschiedene Faktoren beeinflussen, wie bedrohlich wir Risiken wahrnehmen, und anhand des Modells von David Ropeik kommen Kosten-Nutzen-Abwägungen, persönliche Betroffenheit und die wahrgenommene Kontrolle ins Spiel. Die gesellschaftliche Wahrnehmung in Polen und Indien wird verglichen, und die Tatsache beleuchtet, dass Bewegungen wir “Fridays for Future” und ihre Protagonistinnen wie Greta Thunberg oder Carla Reemtsma überwiegend der oberen Mittelschicht angehören. In der letzten Stunde geht es zunächst vor allem um religiöse und religionsnahe Aspekte des Klimawandels wie den CO2-Ablass (aka Kompensation) oder “Religions for Future” nach Dr. Michael Rosenberger. Zum politischen Diskurs geht es um die Komplexität der Energiesysteme und ihrer raschen Veränderung, die Unaufrichtigkeit zu den notwendigen Kosten bzw. Opfern und die oft vernachlässigten positiven Gestaltungsmöglichkeiten; gestreift wird auch die besondere deutsche Situation hinsichtlich Automobilindustrie und Fragen wie der des Tempolimits. Ach ja, um Klima(wandel)leugner geht es natürlich auch. An Büchern werden unter anderem erwähnt “How risky is it, really?” von David Ropeik und “How bad are bananas?” von Mike Berners-Lee. An Podcasts wird auf Folge 30 des “Nachgefragt-Podcast” zu Erneuerbaren Energien verwiesen.

  • PSYT022 Daheim auf der Couch

    Nach der letzten Folge in der Ferne ging es diesmal vor allem um die Heimat. Drei Stunden lang drehten sich die Gedanken der drei Psychologen um den Gemeinsinn, um das Gefühl, „zu Hause“ zu sein, um Patriotismus und Nationalismus. Den Einstieg machte eine Hörerfrage, warum einem der Hinweg oft länger vorkommt als der Rückweg – der return trip effect -, wozu Sven sogar eine aktuelle Studie zitieren konnte. Nebenbei wurde die aktuelle wissenschaftliche Publikationspraxis ebenso kritisiert wie die Promotionspraxis bei Medizinern, während die Zeitschrift „Psychologie Heute“ für ihren ausgezeichneten Podcast-Geschmack gelobt wurde. Für das eigentliche Thema der Sendung war Jens Eichert zu Gast, ein Maler (und Lackierer!) aus Bad Segeberg, der mit der Initiative „Bad Segeberg – LEBT“ seine Heimatstadt schöner zu machen versucht. Besprochen wurde das Verhältnis von Bürgerinitiativen zu Lokalpolitik ebenso wie die Wirkung sozialer Medien auf die Selbstwirksamkeit und das Phänomen des slacktivism. In der zweiten Stunde ging es um die Elemente des Gemeinsinns (sense of community), die Definitionen von „zu Hause“ und „Heimat“ – einem sehr deutschen Phänomen -, um die unterschiedliche Mobilität von Menschen und den Stolz und die Scham dem eigenen Vaterland gegenüber. Etwas weiter gefasst diskutierten die vier die anzustrebende Balance zwischen Selbstvertrauen und Offenheit, die Intoleranz gegenüber Intoleranz und die praktische Relevanz von Jugendarbeit. Den Auftakt zur letzten Stunde machte wieder eine Hörerfrage: Kann ein kleiner Zwischenfall ein Trauma der eigenen Privatsphäre bewirken? Davon ausgehend ging es um Risikowahrnehmung und die Bedeutung der Medien im Ausländerhass, die allgemeine Angst von Menschen vor Veränderung und Verlust, und schließlich – ein ganz klein wenig – um das Feld der Gemeindepsychologie.