Schlagwort: Journalismus
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PSYT028 Verfolgt vom Mythos
Die Themen dieser Sendung waren eigentlich schon einmal für 2016 geplant, mussten dann aber verschoben werden. Umso besser: Bei der aktuellen Nachrichtenlage scheinen sie aktueller denn je. Beim psychologischen Einstiegsthema ging es um Paranoia. Was verstand man historisch unter diesem Begriff, und welche psychischen Störungsformen unterscheidet man heute? Im Detail erwähnt wurden der eigentliche Wahn, die paranoide Persönlichkeitsstörung, die paranoide Schizophrenie und schließlich die akute paranoide Reaktion. Sebastian berichtete auch von einem Fall aus seiner Praxis mit einer „Wahngemeinschaft“ aus drei Personen (folie à plusieurs). Schließlich wurden als Therapiemöglichkeiten Psychopharmaka und die kognitive Verhaltenstherapie genannt. Im Hauptteil ging es dann um Verschwörungstheorien oder – wie Gast Dr. Michael Blume unsere drei Psychologen gleich korrigierte – genauer um Verschwörungsmythen. Michael Blume ist Religionswissenschaftler und interessiert sich vor allem für die biokulturelle Evolution des Glaubens. Auf seiner Homepage findet Ihr Details zu Michaels zahlreichen Publikationen, er bloggt bei den Scilogs, und 2015 leitete er die Projektgruppe „Sonderkontingent Nordirak“ des Landes Baden-Württemberg, die über 1.000 Frauen und Kinder vor dem „Islamischen Staat“ in Sicherheit gebracht hat. Im Herbst 2016 hat Michael mit Sebastian eine interdisziplinäre Tagung zum Thema Verschwörungstheorien organisiert. Über zwei Stunden lang ging es um Fragen wie: Sind Verschwörungsgläubige psychisch krank? Welche Funktion haben Verschwörungsmythen? Wer glaubt an sie (das Thema von Sebastians Doktorarbeit)? Sind es nun Theorien, Mythen oder Legenden? Was haben sie mit religiösen Dualismus, den Gnostikern und dem Demiurgen zu tun? Welchen Einfluss hat der Zeitgeist auf Verschwörungsmythen und welchen haben (jeweils) neue Medien? Ein dichter interdisziplinärer Themen-Teppich, quer durch die Jahrhunderte, und immer wieder mit Bezug auf grundlegende menschliche Denkprozesse, wie den Attributionsfehler, den Bestätigungsfehler und die eigene Kontrollüberzeugung. Und mit einem bunten Potpourri an Verschwörungsmythen von JFK und 9/11 bis hin zu den Reichsbürgern.
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PSYT023 Die Macht der Bilder
Zusammen mit zwei Fachgästen drehte sich diesmal drei Stunden alles um Bilder im Kopf. Wie in einer früheren Sendung versprochen, ging es beim psychologischen Einstiegsthema um Hypnose. Nadine Bauers, eine Mitarbeiterin von Sebastian im Institut Bartoschek, hat sich in der Suggestionstechnik ausbilden lassen und bietet sie nun als Unterstützung von Tabakentwöhnung und Gewichtsabnahme an. Das Gespräch drehte sich um Trancezustände, das Unbewusste vs. Unterbewusste, und Verbindungen zu anderen Entspannungsverfahren und kognitiver Verhaltenstherapie. Welche Ausschlusskriterien gibt es für eine Hypnosetherapie, was macht unseriöse Angebote aus, was ist der Unterschied zur Showhypnose, kann man Fremdsprachen im Schlaf lernen, und warum ist die hypnotische Regression unwissenschaftlich und gefährlich? Für das Hauptthema Fotografie war Chris Marquardt zu Gast, Profi-Fotograf und langjähriger Podcaster (u.a. von Tips from the Top Floor, Happy Shooting, WRINT Fotografie). Vor einiger Zeit hat Chris auch begonnen, zusammen mit Alexander Seminare zum Thema „Die Macht der Bilder“ anzubieten, bei denen es um Wahrnehmungspsychologie geht. Was spricht den Betrachter bei „guten“ Bildern an? Warum gibt es Pareidolien? Welche Bedeutung hat der persönlichen „Rucksack“? Welche Gesetzmäßigkeiten haben schon Gestaltpsychologen wie Max Wertheimer im letzten Jahrhundert aufgedeckt? Mit Verweisen auf Studien und Beispiel-Bilder ging es darum, ob man Profi- von Amateurfotos unterscheiden kann, wie man Stockfotos erkennt (mit so schönen Beispielen wie hacker und business hands), was die BILD so gut macht, wie eine Ton-Bild-Schere oder Bilder von Terrorismus und Zerstörung auf uns wirken, und sogar, ob es überhaupt eine objektive Realität gibt. Auch die Unterschiede von Digital- und Analogfotografie wurden beleuchtet, mit dem Hinweis auf das Buch „Absolut analog“, das Chris, seine Partnerin Monika Andrae (u.a. von Monis Motivklingel ) und – zu seinem sehr kleinen Teil – auch Alexander geschrieben haben.