Schlagwort: David Ropeik

  • PSYT036 Nach dem Brexit die Sintflut

    Endlich meldet sich der Psychotalk zurück, und dann auch noch mit dem heißen Thema Klima. Grund für die zwischenzeitliche Zwangspause waren aber keineswegs atmosphärische sondern persönliche und gesundheitliche Störungen der drei Psychologen. Entsprechend gesprächsfreudig geht es in der ersten Stunde zunächst um allerlei Themen: Ganz frisch im Gedächtnis sind der Brexit und die politischen Entwicklungen in Thüringen. In einer Nachfrage zur letzten Sendung gibt es ein paar Informationen zu polyphasischem Schlaf. Sebastian hat die Reform der Ausbildung der Psychotherapeuten weiter begleitet und berichtet über aktuelle Entwicklungen auf den Berufsstand und die unverändert schlechte Situation der Psychotherapie-Versorgung in Deutschland. Hierzu wird auch das Webportal psychotherapiesuche.de empfohlen. Allgemeiner werden Gesundheitskompetenz und ärztliche Leitlinien (wie auf awmf.org) diskutiert. Sven hat im letzten Jahr privat das Thema Elternschaft und Entwicklungspsychologie weiter beschäftigt, und er amüsiert sich über die Erfahrungen Mitleidender (wie im Familienbetrieb). Das bringt uns zu anderen altersgerechten Themen der Psychotalker: Abnehmen (mit herzlichen Grüßen an Nadja Hermann) und körperlicher Verfall bzw. Sport (u.a. bei Kieser). Nach einem passenden Exkurs zum Thema Körperbild und Prüderie geht die erste Stunde zu Ende. Den Beginn des Themas Klima und Klimawandel (genauer gesagt: der wissenschaftlich gesichert von Menschen verursachten Klimaveränderung) machen die Punkte Dissonanzreduktion, Dogmatismus und Extremismus, diskutiert wird aber auch der Sinn der bemannten Raumfahrt. Verschiedene Faktoren beeinflussen, wie bedrohlich wir Risiken wahrnehmen, und anhand des Modells von David Ropeik kommen Kosten-Nutzen-Abwägungen, persönliche Betroffenheit und die wahrgenommene Kontrolle ins Spiel. Die gesellschaftliche Wahrnehmung in Polen und Indien wird verglichen, und die Tatsache beleuchtet, dass Bewegungen wir “Fridays for Future” und ihre Protagonistinnen wie Greta Thunberg oder Carla Reemtsma überwiegend der oberen Mittelschicht angehören. In der letzten Stunde geht es zunächst vor allem um religiöse und religionsnahe Aspekte des Klimawandels wie den CO2-Ablass (aka Kompensation) oder “Religions for Future” nach Dr. Michael Rosenberger. Zum politischen Diskurs geht es um die Komplexität der Energiesysteme und ihrer raschen Veränderung, die Unaufrichtigkeit zu den notwendigen Kosten bzw. Opfern und die oft vernachlässigten positiven Gestaltungsmöglichkeiten; gestreift wird auch die besondere deutsche Situation hinsichtlich Automobilindustrie und Fragen wie der des Tempolimits. Ach ja, um Klima(wandel)leugner geht es natürlich auch. An Büchern werden unter anderem erwähnt “How risky is it, really?” von David Ropeik und “How bad are bananas?” von Mike Berners-Lee. An Podcasts wird auf Folge 30 des “Nachgefragt-Podcast” zu Erneuerbaren Energien verwiesen.

  • PSYT016 Multiples Risiko

    War ja klar, dass es bei Themen wie Kernenergie und Gentechnik auch mal zu Kontroversen kommt, sogar bei unseren drei verträglichen Psychologen. Dieses Risiko war aber vorher absehbar und wurde angemessen gemanagt. Zum Einstieg ging es erst einmal um dissoziative Zustände, eine Gruppe psychischer Störungen, die sich durch das Auseinanderdriften von Gedanken, Gefühlen, Erinnerungen oder Körperempfindungen vom selbst wahrgenommenen Ich auszeichnen. Können wir Erinnerungen an Traumata wirklich vollständig verdrängen, und plötzlich lässt ein einzelner Reiz (trigger) alles wieder hervorbrechen? Gibt es so etwas wie die Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS) wirklich, in denen Menschen vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten nebeneinander „beherbergen“, und wie unterscheidet sich das von der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS)? Was ist der Zusammenhang mit Trance-Zuständen, wie sie durch Riten oder Drogen (siehe auch Folge 12) hervorgerufen werden können, wie zum Beispiel im Schamanismus? Was ist mit angenommener Besessenheit, wie bei Werwölfen oder den Wendigo-Mythen der atlantischen Indianervölker? Gibt es überhaupt so etwas wie kulturspezifische psychische Störungen? Und wie unterscheidet sich Dissoziation von Schizophrenie (siehe Folge 14)? Im zweiten Teil ging es um das Thema Risiko. Hierzu hatten wir den Physiker und Unternehmensberater Dr. Holm Hümmler zu Gast, der Unternehmen bei der Einschätzung ihrer Risiken unterstützt. Was ist Risiko eigentlich, und wie unterscheidet sich das Verständnis des Begriffs in der Betriebswirtschaft und im Ingenieurwesen von unserem Alltagsverständnis? Warum sind wir Menschen so schlecht darin, Wahrscheinlichkeiten und Risiken einzuschätzen, und warum reagieren wir so schnell emotional? Wie beeinflussen unsere wahrgenommene Kontrolle, unsere Angst vor Verlusten, unser Vertrauen in Unternehmen, unsere Sorge um unsere Kinder, die Angst vor Künstlichem und Neuem, die Liebe zur Natur und die Medien unsere Risikowahrnehmung? Wir diskutierten kontrovers (aber freundlich) über unsere eigenen Ansichten zu Kernenergie und Gentechnik, über die vernachlässigten Krankheiten und die tödlichsten Tierarten. Wer mehr zum Thema lesen möchte, dem seien die Bücher von Gerd Gigerenzer und David Ropeik empfohlen.