PSYT020 Mobbing Musikantenstadl

Vier Diplom-Psychologen und drei knackige Themen führten zu fast dreieinhalb Stunden Freitagabend-Gespräch – unsere bisher längste Sendung, und das ganz ohne Werbeblock und mit nur einer Pause!

Nicht nur wegen zahlreicher Hörerfragen mussten wir uns zu Beginn Germanwings-Flug 4U 9525 widmen. Was ist über den Gesundheitszustand des Piloten überhaupt gesichert, wie werden die Themen Depression, Suizid und psychische Störungen in Medien, Politik und Gesellschaft „diskutiert“, und welche Konsequenzen sollte man aus der Tragödie sinnvollerweise ziehen? Ausgerechnet am Tag unserer Sendung forderte der „christlich-soziale“ bayrische Innenminister Joachim Herrmann ein Berufsverbot für psychisch Kranke, und „Sozial“-Demokrat Karl Lauterbach stieß ins gleiche Horn. Sebastian hat sich hierüber nicht nur in einem Artikel bei den Ruhrbaronen zu recht aufgeregt. Anstatt populistisch eine weitere Stigmatisierung von psychisch Kranken zu befördern, die ärztliche Schweigepflicht aufweichen zu wollen und 4 Millionen in Deutschland allein an Depressionen erkrankten Menschen mit Berufsverbot zu drohen, sollte sich die Politik deutlich mehr um den längst überfälligen Ausbau von Therapieplätzen und weiteren Unterstützungsangeboten kümmern. Lobend hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die sehr differenzierten Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Nadine Pfeiffer
Zu Gast: Business-Coach Nadine Pfeiffer

Im zweiten Teil ging es um das Thema Mobbing. Hierzu hatten wir Nadine Pfeiffer zu Gast, Diplom-Psychologin, ehemalige Personalleiterin, und jetzt Business-Coach und Karriereberaterin in Köln. Sie hilft Mobbing-Opfern und -Tätern, die Mechanismen, die dem Mobbing zu Grunde liegen, zu erkennen und aus ihnen auszubrechen. Mit Nadine sprachen wir darüber, was Mobbing ist und warum es sich von einfachen Konflikten unterscheidet, was Menschen dazu motiviert zu mobben, wer zu Ihr kommt, wie sie helfen kann, und wo die Grenzen ihrer Arbeit zur Psychotherapie sind. Sebastian konnte einiges aus seinen Erfahrungen zu Mobbing unter Kindern beitragen, und auch Cybermobbing war ein Thema. Wie psychische Krankheiten ist Mobbing ein Thema, das viel häufiger ist als man meint, Betroffene sich oft nicht trauen, Hilfe zu suchen, und das viel mehr Aufmerksamkeit und Hilfsangebote verdient.

Im letzten Teil ging es um Fernsehen. Wir diskutierten die sich wandelnden Sehgewohnheiten, weg vom klassischen Programm, und die Zunahme des Fernsehkonsums. Wir beschwerten uns über zu viel gebührenfinanzierten Boulevard im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, klärten Sebastian aber auf, dass das Musikantenstadl (leider) zum Sendeauftrag gehört. Natürlich ging es auch um Studien zur Wirkung von Fernsehkonsum auf Sprachentwicklung, Gewaltbereitschaft und Straffälligkeit.


  • Download:

Kommentare

10 Antworten zu „PSYT020 Mobbing Musikantenstadl“

  1. Avatar von bolt
    bolt

    Habt Ihr etwas an eurem Server verändert?
    Ich konnte das File mit vollen 100mbit herunterladen,

    Danke, geile & wichtige Episode.

    Bolt

    1. Avatar von Sven Rudloff
      Sven Rudloff

      Yep, die Server-Elfen im Hintergrund arbeiten an Upgrades.

  2. Avatar von David
    David

    Falls ihr das mit den Pornos mal wirklich angehen wollt – da kann man locker einige Stunden drüber machen, wie Tim Pritlove bewiesen hat http://cre.fm/cre198-pornographie vllt. Könnt ihr ja die Interviewpartnerin für euch gewinnen, das wäre dann allerdings keine Psychologin sondern – wenn ich mich richtig erinnere – eine Kulturwissenschaftlerin, die momentan auch noch so Politik macht.

  3. Avatar von Paul
    Paul

    Ich glaube, ihr habt bei der Korrelation von Fernsehkonsum zu Strafrechtlichen Verurteilungen etwas durcheinander gebracht.
    Es hieß in der Studie, dass die Wahrscheinlichkeit um 30% steigt. Also um 1/3 der Ausgangswahrscheinlichkeit.
    Wenn die Wahrscheinlichkeit vorher also bei, sagen wir mal, bei 10% liegt, führt eine Stunde mehr zu einer Wahrscheinlichkeit von 0,1 * 1,3 = 0,13. also einer Wahrscheinlichkeit von 13%. Die nächste Stunde führt zu einer Wahrscheinlichkeit von 16,9% und so weiter.

  4. Avatar von Uwe

    Fefe zitiert:

    Depression didn’t crash the plane: the co-pilot did

  5. Avatar von Uwe

    Für als Laie mich war die Aussage „Ich bin kein Trainer, ich bin Coach“ albern.

    „Coach“ ist englisch für „Trainer“. So what. Klingt wie erzwungenes Bullshit-Bingo.

    Hätte die Dame erklärt, was der Unterschied ist und warum sie so viel Wert auf eine (für mich nicht erkennbare) Unterscheidung legt, hätte ich es ggf. nachvollziehen können

  6. Avatar von Jürgen Bromant

    Thema Musikantenstadl:
    Ich habe dieselbe Meinung wie Herr Bartoschek.
    Das Musikantenstadl ist vom qualitativen Standpunkt gesehen in den ÖR fehl am Platz.
    Ich weiß nicht, warum per se vorausgesetzt wird, das Zuschauer der älteren Generation sich von bräsigen Pop-Schlagern im volkstümlichen Gewand unterhalten lassen wollen. Das alles als Playback vorgetragen wird und die volkstümliche Kulisse unecht ist kommt noch dazu.
    Musikalisch anspruchsvolle Darbietungen, wie z.B. Übertragungen von hochklassigen Jazz-Festivals werden in den Dritten Programmen spätabends oder nachts versendet.
    Das ist auch keine Musik, die ausschließlich junge Leute anspricht. Im Gegenteil: Die heutigen 60, 70 oder auch 80-jährigen sind mit Musik dieser Art aufgewachsen und sozialisiert worden.
    Ich finde, als ÖR-Sender darf man sein Publikum ruhig mal ein bisschen herausfordern – auch Samstagabends um 20:15 Uhr.

  7. Avatar von Gerald
    Gerald

    Früher – und ich bin nicht 100 Jahre alt – haben wir Probleme gelöst. Heute ist Coaching, Beratung, Sitzungen das Thema. Ich denke, dass neben hochpotentierten sozialem Empfinden auch Umsatz eine Rolle spielt. Wie AC im im HR- Bereich. Alles findet seinen Markt.

    1. Avatar von Sven Rudloff
      Sven Rudloff

      „Früher“ ging es den Menschen auch noch schlechter als heute. Der Ausbau an therapeutischen wie nicht-therapeutischen Beratungsangeboten spiegelt tatsächlich einen Markt wieder: Es gibt Bedarf dafür. Und als jemand, der viele Personalbereiche von Unternehmen gesehen hat: Auch ACs haben ihren Platz. Das heißt nicht, dass es in all den genannten Bereichen nicht auch Scharlatane und falsche Versprechungen gibt. Grundsätzlich finden wir (und da schließe ich meine beiden Fachkollegen mal mit ein) es gut, wenn Menschen realisieren, dass sie Probleme haben, die sie eben nicht allein lösen können, und sich Hilfe holen.

  8. Avatar von Christian1313
    Christian1313

    Bzgl. Berufsverbot für Depressive.

    Ihr stellt euch so wehement gegen ein mögliche Berufsverbot (ausgewählte Berufsgruppen) bei Menschen mit Depressionen.

    Wie sieht es bei der Konstellation Pädophilie und Kindergäter/in aus?

    Würde mich über eine Antwort freuen.

Schreibe einen Kommentar zu David Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.